Am Donnerstag, den 5. Mai, war es noch dunkel, als ich um 4:00 Uhr morgens das Auto startete und meine Reise zur ukrainischen Grenze begann, um Hilfsgüter dorthin zu bringen.
Die Sachen zum Mitnehmen hatte ich ein paar Tage vor der Reise gesammelt und im Vereinslager gelagert. Ein Pflegeheim spendete Hilfe und Hoffnung viele Rollatoren und vier Toilettenstühle. Alles wurde in den Bus gepackt. Beim Metro kaufte ich noch zusätzlich Lebensmittel und jede Menge Schlafsäcke. Der Bus war komplett voll bepackt mit insgesamt ca. 500 kg Hilfsgütern!
Unsere Nachbarin spendete eine große Menge Tiernahrung. Ich war mir nicht sicher, ob ich sie mitnehmen sollte. Unsere tierliebende Nachbarin versicherte mir allerdings, dass viele Menschen zusammen mit ihren Haustieren zur Grenze fliehen… sie behielt recht! An der Grenze fragte ich dann die Empfängerin der Hilfsgüter Tanja, ob die Flüchtlinge auch Haustiere mitgenommen haben – und tatsächlich, Tierfutter wird benötigt. Tanja freute sich sehr darüber, denn sonst hätte sie Tiernahrung in Rumänien kaufen müssen. Gerade am Vortag hatte sie Katzenfutter aus Rumänien besorgt.
So führt uns Gott also in allen Dingen – laut Bibel liebt Er sowohl Menschen als auch Tiere!
Harri Kröger stieg in Budapest zu, denn auf so einer langen Reise wird ein weiterer Fahrer benötigt – und natürlich auch ein guter Reisebegleiter. Die Fahrt verlief gut. An der rumänisch-ukrainischen Grenze wurde ich in Siret von Tanja empfangen, die in Czernowitz für eine Organisation arbeitet, die mehrere Aufnahmezentren für Flüchtlinge unterhält. Es werden alle möglichen Güter benötigt – hauptsächlich Lebensmittel, Medikamente und Vitamine. Tanja sprach über die Situation in der Ukraine und die Tatsache, dass die Region Czernowitz in der Westukraine relativ friedlich ist, obwohl es mehrmals täglich Luftalarm geben kann.
Nachdem die Ladung auf das Auto der Empfängerin umgeladen war, hatten wir einen guten Austausch bevor wir für Tanjas Tätigkeiten beteten. Abschließend baten wir Tanja, dem Rabbiner der jüdischen Gemeinde unsere Grüße auszurichten.
Auf der Rückreise besuchten wir den Präsidenten und Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Radauti, Herrn Kofler. Es war das erste Mal, dass wir mit ihm zusammentrafen und wir erfuhren von ihm, dass die Gemeinde aus ein paar Dutzend vor allem älterer Mitglieder besteht. Wir vereinbarten in Kontakt zu bleiben.
Die Bedarfsliste der jüdischen Gemeinde Radauti umfasst hauptsächlich Lebensmittel sowie allgemeine finanzielle Unterstützung.
Wir übernachteten im jüdischen Freizeitzentrum in Borsec, wo Agnes und Sorin wieder Vollzeit arbeiten. Das Konzept des Freizeitzentrums wurde in diesem Jahr geändert, sodass die Zimmer an alle vermietet werden können, die Wanderungen unternehmen sowie die Natur und die Heilquellen dieser Karpaten-Region genießen möchten. Das Zentrum arbeitet als „Bed and Breakfast“-Pension, d. h. neben der Unterkunft umfasst das Angebot auch das Frühstück.
(Hannu Ylitalo, Mai 2022)