Bei der Besichtigung des Denkmals Chatam Sofer in Bratislava erfuhr ich vom dortigen Fremdenführer, dass kleine Geschenke an die Bewohner des jüdischen Altersheims Ohel David (Zelt Davids) willkommen wären. Welche Zeit im Jahr wäre wohl besser zum Schenken geeignet als Hanukkah?
Daher beschlossen wir, Mitte Dezember 2019 dem Zelt Davids einen Besuch abzustatten. Süßigkeiten und andere Aufmerksamkeiten wurden gekauft und in kleine Geschenksäckchen gepackt. Ilona aus Finnland, die nun einige Zeit in Wien wohnt, malte wunderschöne Hanukkah Grußkarten, die vorne gut sichtbar in die transparenten Säckchen gesteckt wurden. Handgestrickte Wollsocken und Wollhausschuhe, aber auch Schals und Hauben, die von Finninnen liebevoll gestrickt und HILFE UND HOFFNUNG zur Weitergabe an jüdische Menschen in Osteuropa gespendet worden waren, bildeten ganz besondere Geschenkartikel. Da verschiedene Größen vorhanden waren, übergaben wir die Strickwaren in großen Säcken, damit sich jeder etwas Passendes aussuchen konnte.
Da wir durch ein hohes Verkehrsaufkommen etwas später als ausgemacht und gerade zur Zeit des Abendessens in Bratislava eintrafen, wurden die Pakete nicht persönlich an die Bewohner übergeben, sondern in der Ambulanz deponiert, damit sie dann noch vor Hanukkah an die Empfänger verteilt werden konnten. Donnerstagabend (19. Dezember) kamen wir nach Bratislava, Sonntagabend (22. Dezember) begann Hanukkah.
Die Leiterin von Ohel David war gerade nicht anwesend, daher empfing uns ein perfekt Deutsch sprechender älterer Herr und erzählte uns aus seinem bewegten Leben. Dr.jur. Otto Simko absolvierte noch vor dem Zweiten Weltkrieg seine Ausbildung zum Juristen. Während des Krieges kämpfte er als Partisane gegen das mit den Nazis kollaborierende Tiso-Regime. Nach dem Krieg konnte er nicht als Anwalt arbeiten, da die Kommunisten die gebildete Oberschicht auslöschen wollten. Dr. Simko war gezwungen, als Dreher sein Brot zu verdienen und zur Panzerproduktion beizutragen.
Abschließend führte uns Dr. Simko durch das jüdische Altersheim und wir staunten über die farbenfrohen und schönen Gemälde, die viele Wände zieren. Viele von ihnen wurden von den BewohnerInnen im Gemeinschaftsraum geschaffen.
Im obersten Stockwerk genossen wir die Aussicht direkt auf die Burg von Bratislava. Zwischen Ohel David und der Burg befindet sich nur ein Häuserblock.
Da wir uns in unmittelbarer Nähe der Altstadt von Bratislava befanden, nahmen wir die Gelegenheit wahr und gingen nach unserem Besuch im jüdischen Altersheim auf den Weihnachtsmarkt am Hauptplatz von Bratislava. Das Zentrum der Altstadt von Bratislava ist ausschließlich Fußgängern vorbehalten. Wir genossen es, durch die alten Gassen zu spazieren und slowakische Spezialitäten zu essen, die wir am Weihnachtsmarkt erworben hatten. Im Hof des Rathauses aus der Renaissance-Zeit gab es sogar einen kleinen Stall mit zwei Schafen zu bestaunen.
Mit Freude im Herzen traten wir schließlich die im Vergleich zu unseren Rumänienreisen angenehm kurze Heimreise nach Wien an.
Elisabeth Baumegger (Dezember 2019)