Wie schon beim ersten “Brücke der Freundschaft”-Konzert im Februar 2016, wirkten auch beim dritten Konzert dieser Reihe die Organisationen FIDA International (Missions- und Entwicklungshilfeorganisation der finnischen Pfingstkirchen), American Jewish Joint Distribution Committee, ungarischer Zweig, MASZ alapitvány (jüdische Hilfsorganisation) sowie HILFE und HOFFNUNG zusammen, um am 28. Januar 2018 im Urania Filmtheater in Budapest gemeinsam jüdische und christliche Freunde zu einem Konzert einzuladen. Das Zusammenwirken von jüdischen wie auch christlichen Organisationen aus Ungarn, Finnland und Österreich beim Zustandekommen dieser Veranstaltungsreihe stellt eine Brücke dar, die Völker und Religionen verbindet. Brücken zu bauen war die Vision des Gründerehepaares unseres Vereins HILFE und HOFFNUNG, Eeva und Adalbert Huber-Huber. Wir freuen uns, dass wir ihre Vision weitertragen dürfen und nun schon das dritte “Brücke der Freundschaft”-Konzert mit Hilfe unserer jüdischen und christlichen Freunde erfolgreich umsetzen konnten. Alle beteiligten Organisationen hatten ihre Mitglieder und Freunde ganz herzlich zu dieser kostenfreien Veranstaltung eingeladen und das Urania Filmtheater war daher wieder bis auf den letzten Platz mit jüdischen und christlichen Gästen besetzt. Auch zahlreiche Überlebende der Schoah waren unter den ca. 500 Anwesenden.
Das 1895 erbaute Urania Filmtheater verbindet venezianische Gothik mit maurischem Design. Zu Beginn des neuen Jahrtausends wurde das Kino von Grund auf restauriert und heißt seit der Wiedereröffnung im Jahr 2002 übersetzt “Uránia Staats Kino Palast”. Es erstrahlt nun im alten Glanz basierend auf dem Design der 1930er. Die große repräsentative Eingangshalle und das Café im ersten Stock, das mit seiner Fin de Siècle Atmosphäre bezaubert, machen das Urania zu einem passenden Rahmen für bedeutende Veranstaltungen, u. a. ist es “das” Premierenkino des ungarischen Films. Der erste unabhängige ungarische Spielfilm (“Tanz” unter der Regie von Béla Zitkovsky) wurde 1901 im Urania Filmtheater gedreht.
Es war wieder das Verdienst von FIDA, dass diese beeindruckende Location für unser Konzert gesichert werden konnte. Ein herzliches Danke an FIDA!
Ansprachen von Repräsentanten der involvierten Organisationen standen zu Beginn des Programms. Imre Pinter von Új Élet Gyülekezet und der Oberrabbiner Peter Kardos vermittelten den anwesenden jüdischen und christlichen Gästen bemerkenswerte Botschaften zum Thema “Brücke der Freundschaft”.
Michael Feyer gab einen kurzen Überblick der Geschichte und Tätigkeit von Hilfe und Hoffnung:
“Hilfe und Hoffnung wurde vor über 30 Jahren von Eeva Huber-Huber gegründet. Eeva entschied für sich, dass sie Juden helfen möchte. Sie selbst war keine Jüdin. Je länger sie sich allerdings mit der Thematik auseinandersetzte, umso näher kam sie dem Judentum. Schließlich konvertierte sie zum Judentum.
Ihre erste Reise führte sie in die Sowjetunion. Später begann sie nach Rumänien und nach Budapest zu fahren. Sie bereitete sich gut vor, sammelte Sachspenden und Geld und fuhr in den Osten. Auf einer Reise nach Rumänien, die sie zusammen mit ihrem Mann Adalbert unternahm, gab es einen Zusammenstoß mit einem entgegenkommenden Auto. Das Ehepaar Huber-Huber kam bei diesem Unfall ums Leben.
Heute betreut der Verein ca. 20 jüdische Gemeinden in ganz Rumänien. Wir fahren auch in die Ukraine und nach Budapest. Wir sammeln das ganze Jahr über Sachspenden und auch Geld und fahren diverse jüdische Gemeinden an, aber auch Roma Gemeinden. Bei den jüdischen Gemeinden betreuen wir v. a. die älteren Menschen, während es bei Roma Gemeinden v. a. die Kinder sind. Es ist wichtig, die Kinder auf das Leben vorzubereiten. Wir bringen ihnen Schulmaterialien, um sie im Bildungsaufbau zu unterstützen. Wir bekommen auch finanzielle Spenden…. auch aus Finnland, denn Eeva Huber war Finnin. Ihr Mann war Österreicher. Diese finnischen Freunde kommen auch nach Wien, um bei der Verpackung der Sachspenden zu helfen bzw. um die Geldspenden aus Finnland zu überbringen. Hilfe und Hoffnung ist ein verhältnismäßig kleiner Verein. Vielleicht ist das unser Erfolgsgeheimnis. Alle Mitglieder arbeiten selbstverständlich ehrenamtlich. Sie machen es möglich, dass wir unbürokratisch helfen können. Wir sind in der Lage, die Geldspenden 1:1 weiterzugeben. Danke an das Team und meinen Übersetzer Thomas! Für das Konzert wünsche ich Ihnen viel Vergnügen!”
Jüdische Lieder sowie Musikbeiträge aus Ungarn, Finnland und Österreich erfreuten die Gäste. Das Programm war weit gefächert und bot Volkstümliches bis Klassisches.
Die Sopranistin Anna Panti, die im Laufe ihrer musikalischen Karriere auch an der Oper in Budapest gesungen hat, der Bass Liviu Burz, der im Chor der Wiener Staatsoper singt sowie der Pianist Andrei Roth beeindruckten mit ihren Darbietungen. Das Programm bot einen Streifzug durch drei Länder: Ungarn, Finnland und Österreich. Jüdische Lieder standen am Anfang und am Ende der musikalischen Beiträge.
Der Oberkantor der Dohány Synagoge László Fekete beeindruckte die Zuhörer mit seiner Darbietung auf eine besondere Weise. Die jüdischen Lieder gingen zu Herzen, die Ausdruckskraft seiner Stimme bewegte. Seine meist geschlossenen Augen und der ernsthafte Ausdruck seiner starken Stimme machten die Hingabe erlebbar, mit der er Gott mit der Gabe des Gesangs dient. Beeindruckend. Vielen Dank!
“Yerushalayim shel zahav” erfreute die Zuhörer ganz besonders. Ein Höhepunkt zum Abschluss!
Danke an alle, die zum Gelingen des dritten “Brücke der Freundschaft”- Konzerts beigetragen haben!
Ein herzliches Schalom an alle, die durch ihr Dabeisein die Brücke der Freundschaft tragfähiger gemacht haben!
Programm Brücke der Freundschaft-Konzert 20180128
(Nachtrag im Juni 2018)