Reise über die Karpaten

Mitte Oktober brachten Eeva Virolainen und Ilona Turunen Hilfsgüter an die ukrainische Grenze in Radauti. Eeva und Ilona berichten:

12.10.2024 Wir brachen von Budapest in Richtung Rumänien auf. Das Auto war bereits in Wien fast vollständig mit Hilfsgütern beladen worden und Anne hatte das Auto dann nach Budapest gebracht. Die Ladung umfasste Kleidung, Lebensmittel, Matratzen, zwei Betten, Windeln, Waschpulver, einen Kindersitz, Spielzeug, Kinderfahrräder und sogar einen Rollstuhl. Es war erstaunlich, wie viel in das Auto passte. Wir fanden noch ein paar leere Stellen und füllten diese mit Wollsocken und Winterkleidung aus Finnland. Es war ein langer erster Reisetag durch halb Ungarn, aber wir waren glücklich und freuten uns während der Fahrt. Nach dem Grenzübertritt fuhren wir über Satu Mare und Dej weiter nach Bistrita, wo wir nach Einbruch der Dunkelheit ankamen.

13.10. Unser Weg führte uns weiter nach Vatra Dornei. Unterwegs bewunderten wir die schönen Häuser und Gärten, in denen sowohl stolze Hähne als auch fleißige Hühner gackerten. Schafherden grasten die Felder und Berghänge ab. Aus den Bergen floss kristallklares, frisches Wasser, das wir auffingen, um es zu trinken und in Flaschen abzufüllen. Neugierige, freundliche Hunde machten sich bei unseren Stopps bemerkbar. Als der Abend langsam in die Nacht überging, kamen wir in Radauti, unserem Zielort, nahe der ukrainischen Grenze an.

14.10. Am Morgen kamen Tanya und Stefan im Innenhof unseres Hotels an. Beim Frühstück hatten wir Gelegenheit, diese netten und herzlichen Menschen kennen zu lernen. Danach wurden die Hilfsgüter aus dem HILFE UND HOFFNUNG Bus ausgeladen und in Tanyas Auto geschlichtet.

Wir trennten uns mit Wehmut: Tanya und Stefan kehrten in die Ukraine zurück und wir begannen, die Karpaten zu überqueren. Die Landschaft war atemberaubend. Die Laubverfärbung zeigte sich von ihrer schönsten Seite und die Sonne schien den ganzen Tag. Am Nachmittag erkundeten wir die Umgebung der Synagoge von Vatra Dornei. Zu unserem großen Entsetzen mussten wir feststellen, dass einige Fenster der Synagoge eingeschlagen worden waren.

Unsere Übernachtungsmöglichkeit wählten wir unterwegs aus und verbrachten die Nacht schließlich in einer Stadt namens Dej.

15.10. In der Nähe unseres Hotels befand sich das Holocaust-Mahnmal, das wir vor unserer Weiterfahrt besuchen wollten. Dies war der einzige Regentag auf unserer Reise. Es war, als würde der Himmel um die 7674 Juden weinen, die zwischen dem 3. Mai und dem 8. Juni 1944 nach Auschwitz
in den Tod geschickt wurden.

Von Dej ging es weiter nach Oradea, wo wir einige Tage bei unserem Freund verbrachten. In Oradea besuchten wir die Synagoge und konnten dort dem Laufhüttenfest beiwohnen.

Eeva: Die Reise war vor allem wegen der großartigen Landschaften unvergesslich, aber am meisten berührte mich, als Tanya mir erzählte, wo die kleinen Pakete mit Zucker, Kaffee und Tee landen. Sie werden von Drohnen zu den Soldaten in den Schützengräben transportiert. Ich hatte mich zuvor gefragt, ob diese Dinge, die wir mitbringen, von großem Nutzen sind, da so wenig mitgenommen werden kann. Mir wurde klar, dass auch die kleinen Dinge wichtig sind.

Ilona: Was mich am meisten berührte, war, dass ich auf dem Stadtplan von Oradea eine neue Straße entdeckte, die offenbar umbenannt worden war. Ein Mitarbeiter des Museums sagte mir, dass die Umbenennung in diesem Jahr erfolgt sei. Ich machte mich auf die Suche nach der Straße, die am Rande des Ghettos lag und machte auf diese Weise meinen eigenen Gebetsspaziergang im Ghetto und in der Straße, die nun den Namen „Straße der vertriebenen Juden“ trägt.


Ilona & Eeva

(Oktober 2024)