Geschichte des Vereins
Aufgewachsen in Finnland in einer protestantischen Pastorenfamilie, erlebte Eeva Huber-Huber, die Gründerin des Vereins „HILFE und HOFFNUNG”, in den Nachkriegsjahren die Rationierung der Lebensmittel. Unter dem Motto „ Was du von dir weg gibst, wird dir nicht fehlen” unterstützten ihre Eltern Bedürftige unterschiedlichster Herkunft mit Essen und Kleidung. Zu ihrer Erziehung gehörte von Klein auf Achtung und Würde gegenüber dem Judentum und Information über die Nazibarbarei.
Als sie nach Österreich übersiedelte, war sie erschüttert über die mangelnde Information und Gesprächsbereitschaft der Bevölkerung zu diesem Thema. Die Konsequenz, die sich daraus für sie ergab, war: „Das Geschehene kann man nicht ungeschehen machen. Was bleibt, ist davon zu sprechen und nie zu vergessen.” Als Folge stellte sie sich die Frage, wo in der Gegenwart noch Juden leben, die Unterstützung bräuchten.
Bald danach, Anfang der 8Oer-Jahre, wurde sie auf die sehr schwierige Situation der Juden in der Sowjetunion aufmerksam, die oft aufgrund ihres Ausreisewunsches ihre Arbeit verloren hatten und in großer Armut lebten. Dies war der Beginn von Eevas Reisetätigkeit. Sie brachte ihnen Lebensmittel, Geld und Literatur für Religions- und Hebräischunterricht, oft unter Gefahr für sich selbst. Ende 1986, als Juden die Ausreise aus der Sowjetunion gestattet wurde, richtete sie mit Hilfe von finnischen Freunden in der ursprünglich als Lagerraum für die Hilfsgüter genutzten Wohnung in der Schüttelstraße ein Flüchtlingszentrum ein. Es kamen jeden Tag hunderte von Menschen. Die Ersten bereits um 7:00 Uhr in der Früh, die Letzten gingen um 22:00 Uhr. Es gab Unterricht für Kinder, Vorträge für Erwachsene, Ärzte, Frisör, Essen, Kleiderverteilung, Konzerte und Filmabende. Auch wurden hier die jüdischen Feste gefeiert. Unterstützt wurde sie hauptsächlich von ihrem Mann Berti und ihren Kindern Tamara und Samuel. Dazu kamen ehrenamtliche Helfer, großteils aus Finnland. In den fünf Jahren dieser Tätigkeit wurden etwa 60.000 Menschen sowohl im Zentrum als auch in ihren Unterkünften betreut. Auch die bereits nach Israel Eingewanderten wurden bis in die 90er-Jahre unterstützt, indem Hunderte Kilos Kleidung und andere Hilfsgüter nach Israel geschickt wurden.
Ein Durchgangslager in Budapest wurde ebenfalls mit Hilfstransporten versorgt. HILFE und HOFFNUNG überbrachte Betten und Bettwäsche, für Kinder Anoraks und Spielsachen und für Familien Haushaltspakete mit Kochtöpfen, Bettwäsche und Hygieneartikeln für den Neubeginn in Israel. Während der zwei Jahre wanderten 160.000 Sowjetjuden über Budapest nach Israel aus, dann wurde das Lager geschlossen.
Während des Waldheim-Wahlkampfs in den 1980-er Jahren arbeitete Eeva Huber-Huber als Journalistin für die finnische Presse. Sie wurde Zeugin des wieder erstarkenden Antisemitismus und erkannte, dass die Unkenntnis der Menschen über das Judentum und dessen Beitrag zum kulturellen Erbe Osterreichs ein Grund dafür war. Dies war für sie Anlass und Motivation, den christlich-jüdischen Dialog in ihre Arbeit zu integrieren.
Nach der Revolution in Rumänien organisierten Eeva und Berti Huber-Huber zu Beginn des Jahres 1990 den ersten Hilfstransport für die jüdische Gemeinde in Oradea. Seit damals fuhren sie, anfangs monatlich, später 5-6 Mal pro Jahr nach Rumänien und unterstützten 18 jüdische Gemeinden mit Lebensmitteln, Medikamenten, medizinischen Hilfsmitteln und Kleidung. Auch waren sie bemüht, dem Verfall der noch vorhandenen Synagogen entgegen zu wirken. Die Anzahl und Pracht der heute in Rumänien noch existierenden Tempel ist einzigartig in Europa.
Ab 1992 fuhren sie auch in die Ukraine, wo sie die Gemeinden von Czernowitz und Mukatschewo betreuten. Während des Balkankonflikts brachten sie 26 Hilfstransporte zuerst über Belgrad und später über Split nach Sarajevo.
Im Mai 2007 erhielt Eeva Huber-Huber aufgrund eines Vorschlages des damaligen Staatsoperndirektors loan Holender, der aus der rumänischen Stadt Timisoara stammt, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verliehen.
Jede Reise war eine Bereicherung für das eigene Leben des Ehepaares Huber-Huber. Oft berichteten sie von Menschen in Rumänien, die den Holocaust überlebt und während der Ceausescu-Zeit viel gelitten hatten und doch lebensbejahend und humorvoll geblieben sind. Gerne und mit viel Freude verweilten Eeva und Bertie in deren Welt.
Eeva-Elisheva und Berti Huber-Huber sind am 18.April 2008 bei einem Autounfall in Rumänien tödlich verunglückt. Der HILFE und HOFFNUNG Bus wurde von einem entgegenkommenden, gerade überholenden Fahrzeug frontal gerammt. Eeva und Berti waren auf dem Weg nach Tirgu Mures, wo sie im jüdischen Gemeindezentrum den Sederabend verbringen wollten. Diese Gemeinde war eine der zahlreichen jüdischen Gemeinden, die sie seit vielen Jahren mit ihren Hilfstransporten unterstützt haben.
Wir bei HILFE und HOFFNUNG sind überzeugt, dass es in ihrem Sinn ist, dass die Arbeit weitergeht. Wir sind stolz darauf, in die Fußstapfen so großer Vorbilder treten zu dürfen.
Vielen Dank für jede Spende.